Donnerstag, 20. Oktober 2011

Upsides of Autumn II

Der Herbst, nein, eigentlich der Spätsommer, hatte sich mit Macht auf das Land geworfen und begrünte Felder und Wiesen, als mir die verhängnisvolle Zeitschrift in die Hände fiel. Es handelte sich um eines jener Druckerzeugnisse, in denen naturfernen Städtern vorgegaukelt wird, das Leben auf dem Land sei allzeit leicht und unbeschwert und bestehe in der Hauptsache darin, Türkränze zu winden, Rosen zu schneiden und die Geschirrtücher farblich auf die Landhausküchenfliesen abzustimmen.

Draußen wüteten wie gesagt die letzten Ausläufer eines insgesamt enttäuschenden Sommers und drinnen wartete lästige Arbeit. Ich erwähne das nur, um die Stimmung allgemeiner Verführbarkeit zu illustrieren, in der mich der folgende Artikel traf: es handelte sich um ein Feature über das Beerenpflücken. (Hier erbauen wir uns kurz an dem Kontrast, den das Wichtigtuerwort „Feature“ mit dem omahaften „Beerenpflücken“ bildet.) In besagtem Artikel ging es nicht nur um die Tätigkeit des Beerenpflückens an sich sondern auch um die Weiterverarbeitung der so gewonnenen Naturprodukte. Neben Bildern von zufriedenen, rustikale Retro-Eimer voller Blaubeeren schleppenden Kindern sah man Abbildungen von herrlichen Törtchen, Marmeladen und Muffins, die die glücklich strahlende blonde Mama in der fleckenlosen Schürze aus den selbst geernteten Blaubeeren gemacht hatte.
Aufgehetzt von dieser Propagandaschrift zur Förderung der Naturnähe reifte schneller als jede Beere der Entschluss in mir: das will ich auch! Einen Zinkeimer wie auf den Bildern besaß ich nicht, also mit dem Wischeimer aufs Rad und los. In den Wald, die vielen Beeren abholen, die nur darauf warteten, von mir gepflückt und zu Marmelade verarbeitet zu werden! Im Wald angekommen machte ich mich auf ins Unterholz. Dort roch es nach Moder und Hundehaufen. Überhaupt war die Luft im Wald keineswegs angenehm kühl und frisch, wie in Büchern und Texten irgendwelcher Nichtswisser immer suggeriert wird. Es war schwül und stickig, das Unterholz war dornig und die Haut so schweißverklebt, dass die Mücken Schwierigkeiten hatten, nach dem Stechen wieder abzuheben.

Verklebt, zerkratzt und vermückt schlug ich mich durchs Gebüsch, auf der Suche nach den Blaubeerbüschen. Die fand ich auch. Nur: Blaubeeren waren keine da. Nirgends. Stichprobenartig untersuchte ich weite Teile des Waldes, ohne auch nur eine einzige Blaubeere zu finden. Entweder die Beeren waren einfach noch nicht reif (dann hätten aber zumindest unreife Beeren da sein müssen) oder das ganze Gebiet war von einer mafiös organisierten Gruppierung blaubeererntender Großmütter in Kittelschürzen heimgesucht worden. Im Delirium zwischen Flüssigkeitsmangel und Mückeninvasion erschien mir das durchaus plausibel. Zerstochen, zerkratzt und ziemlich am Ende verließ ich schließlich den Wald ohne Beute und rettete mich in mein gewohntes asphaltiertes Umfeld. Ich schwor mir, mich niemals wieder in dieser Weise von fragwürdigen Verlagsprodukten für unterforderte und unbeschäftigte Hausfrauen verführen zu lassen.

Epilog und Happy End:
Mein Heimweg führte mich an einem Fluss entlang. Und dort, in der angenehm kühlen und frischen Luft am Ufer, wuchsen Brombeerbüsche. Ich pflückte, ich marmeladisierte und morgen kaufe ich mir einen Zink-Eimer.


Montag, 10. Oktober 2011

Meine neue Spardose

Der Spendenfonds für die Norwegenfahrt nach dem Examen. Denn:




Wenn die Gegenwart nicht viel hergibt...



















...muss man in die Zukunft investieren.